MOZART
Tanzstück von Stephan Thoss
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und Arvo Pärt
Gastspiel des Nationaltheaters Mannheim
Wir freuen uns, dass Stephan Thoss, Intendant und Chefchoreograf der Sparte Tanz am Nationaltheater Mannheim mit seiner Compagnie mit dem Tanzstück "Mozart" am Landestheater Coburg gastiert.
Heute gilt Mozart als der bedeutendste Komponist des 18. Jh. Ihm ein abendfüllendes Werk zu widmen, lässt fraglos verschiedene Annäherungen zu. Beginnend mit Mozarts Vorsprechen am Mannheimer Hof des Kurfürsten streift Thoss in seiner Choreografie einzelne Stationen aus der Vita Mozarts, immer mit dem Blick auf die innere Entwicklung des jungen Komponisten. Die Figur Mozarts wird dabei auf zwei Tänzer aufgeteilt. Während der „junge Mozart“ im ersten Teil des Tanzabends voller Hoffnung nach Mannheim kommt und in den Strudel der Ereignisse und Emotionen gerät, zeigt der zweite Teil den „gereiften Mozart“, der den Vorwürfen des Vaters standhält, gemeinsam mit seiner Ehefrau Constanze in Wien lebt und nach schaffensintensiven Jahren wenige Monate vor seinem 35.Geburtzstag stirbt.
Sich dem Komponisten Mozart anzunähern, bedeutet in erster Linie, sich seiner Musik zu widmen. Sie verrät, wer Mozart war, durch sie spricht er, durch sie wird er greifbar. Sich als Choreograf mit dieser Musik in ihrer Brillanz, Feinheit, Noblesse, ihrer Tiefe und der enormen Direktheit im Ausdruck auseinander zu setzen, bedeutet, sie auf einer weiteren Ebene als der des Hörens zu erschließen, nämlich sie in ihrer Vielschichtigkeit in Körpersprache, in Bewegung zu spiegeln. Umso bedachter gilt es die Musikauswahl zu treffen.
Stephan Thoss spannt einen weiten Bogen von der Ouvertüre der frühen Oper „Mitridate re di Ponto“, die Mozart im Alter von 14 Jahren schrieb und als Eröffnung von Thoss‘ Tanzstück dient, bis zum „Lacrimosa“ aus dem „Requiem“, welches bereits im Prolog kurz anklingt und damit die Choreografie rahmt. Dazwischen erklingen u.a. einzelne Sätze berühmter Klavierkonzerte, die Maurerische Trauermusik sowie das „Mozart -Adagio“ von Arvo Pärt, um auch Mozarts Einfluss auf die nachfolgende Komponist**innengenerationen bis in unsere Zeit Ausdruck zu verleihen. Ergänzt wird die musikalische Landschaft um minimalistische Soundcollagen aus der Feder von Stephan Thoss, die den harmonischen Fluss der Kompositionen aufbrechen. Es sind Brüche des Überganges, regiert von der magischen Figur des Schicksals, die auf dem Weg durch die Zeit das Geschehen immer wieder lenkt.
(Uraufführung am 17.10.2021 am Nationaltheater Mannheim)
Besetzung:
Junger Mozart: Lorenzo Angelini
Mozart: Joseph Caldo
Mutter: Alexandra Chloe Samion
Kurfürst Carl Theodor: Joris Bergmans
Kurfürstin: Emma Tilson
Constanze: Silvia Cassata
Termine: 24.04. und 08.05.2023
Presse
»Stephan Thoss erzählt nichts Beliebig-Biografisches, sondern liefert ein getanztes Narrativ für Mozarts Mannheimer Zeit. (…) Für diesen Konflikt sind Stephan Thoss im ersten, längeren Teil des Abends wunderbare Bilder gelungen, die den jungen Mozart (Lorenzo Angelini) als phantastisches Energiebündel profilieren. Sein fast quirliges Einnehmen der Bühne, sein schwereloses Federn und sein Innehalten quasi in der Luft machen es ihm schlichtweg unmöglich, Gleicher unter Gleichen zu sein.« (tanznetz.de, 18.10.2021)
»Sein getanztes Mozart-Portrait verweigert sich jeder Konkretisierung. Es zeigt Bilder der Trauer und des Glücks, des Kampfes und des Triumphs. Wir sehen den Künstler zweifeln und verzweifeln, sehen ihn lieben und aufbegehren. Und wir trauern um ihn am Ende des Abends. Die ganze Welt weint an der Seite Constanzes um das zu früh gegangene Genie. Die stärksten Momente hat der Abend einerseits, wenn Thoss aus seinem Ensemble einen einzigen Organismus formt, der sich in absolut synchron schwingenden Armbewegungen jeden Moment in den Himmel zu verabschieden scheint. Und auch dann, wenn es ums Lieben und Begehren geht, wenn wir Mozart als Mann der Frauen erleben. Denn alle Lust will Ewigkeit. Die des Genies ohnehin.« (Die Rheinpfalz, 19.10.2021)
»Die Hauptrolle an diesem Abend spielt das Ensemble, das fast durchweg in großer Besetzung auf der Bühne agiert, mit hoher Musikalität und in starken emotionalen Bildern. Musik beinahe bruchlos in Körperbewegungen umzusetzen, ist überhaupt die große Stärke von Stephan Thoss, der den begeistert applaudierenden Zuschauern 90 fordernde, intensive und durchweg spannende Minuten beschert.« (tanznetz.de, 18.10.2021)
»Und es ist schön, wieder da zu sein, eine Arbeit mit regionalem Bezug zu sehen. Mit einem 17-köpfigen Ensemble. Mit Menschen auf, hinter und vor der Bühne. Kurz: „Mensch, Mozart, Monnem!“« (Mannheimer Morgen, 19. Oktober 2021)
»Es erübrigt sich fast, zu betonen, dass Thoss für die Auswahl der Musikstücke einen wirkungsvollen dramaturgischen Filter eingesetzt hat. Frühere und unbekanntere Stücke wechseln ab mit Ausschnitten aus bekannten Klavierkonzerten und am Ende dem Lacrimosa aus dem unvollendeten Requiem (…). Den Orchestergraben hat Janis Liepins, der Erste Kapellmeister des Nationaltheaters, sicher im Griff. Mit Thoss weiß er sich darin einig, Mozart an keiner Stelle aufs Liebliche, Gefällige zu reduzieren, und Kai Adomeit interpretiert die Klavierparts mit dramatischer Eindringlichkeit.« (tanznetz.de, 18.10.2021)